Wir verließen den einzigen platten Landstrich Norwegens und machten uns mit einem kurzen Abstecher zu den „Sverd i fjell“ in Stavanger wieder auf den Weg Richtung Berge.

Die drei 10 Meter hohen „Schwerter im Berg“ erinnern an die 872 stattgefundene Schlacht am Hafrsfjord, nach der Harald Schönhaar erster König Norwegens wurde. Abgesehen von dem beeindruckenden Denkmal sind die blumigen Namen dieser Wikinger immer wieder besonders schön ?.

Unsere geplante Wanderung zum Preikestolen strichen wir spontan aus dem Programm. Wir hatten keine Lust, morgens um 5.00 loszugehen, trotzdem mit unzähligen anderen unterwegs zu sein, um dann auf der überfüllten Felskanzel zu stehen. Das entspricht nicht unserer Vorstellung eines schönen Naturerlebnisses, top Sehenswürdigkeit hin oder her…

Nach der Durchquerung des mit 14,8 km längsten und tiefsten Unterwassertunnels der Welt (der Ryfylke Tunnel unter dem Horgefjord zwischen Stavanger und Strand) bogen wir also Richtung Norden ab und folgten der landschaftlich schönen Route 13 bis Årdal – leider wieder im Regen…

Durch Zufall landeten wir auf dem Parkplatz des Eventyrskogen, einem unglaublich grünen und moosbewachsenen Wald mit einigen mehr oder weniger guten Holzskulpturen. Wir übernachteten alleine auf dem schön gelegenen Platz, umgeben von freilaufenden Kühen und Schafen – und deren Hinterlassenschaften. In Kombination mit dem nassen Wetter kein Traumuntergrund, aber irgendwas ist immer ?.

Über Geschmack lässt sich nicht streiten…

Unsere Nachbarn: Kühe in Angriffsformation und Schafe, die auch keine Lust auf das norwegische Wetter haben und sich lieber unterstellen.

Bei bestem Wetter folgten wir am nächsten Morgen weiter der landschaftlich tollen kleinen Landstraße, u.a. vorbei an diversen Fischfarmen für “echt norwegischen Wildlachs“…

Nachmittags erreichten wir den Fähranleger Ropeid, der nur noch von Personenfähren angelaufen wird. Eigentlich ein Traumplatz. Landschaftlich toll, der Zubringerbus und die Fähre fuhren extrem selten und die Möwen, die schreiend ihre Jungen verteidigten, beruhigten sich auch irgendwann.

Leider füllte sich aber auch dieser Platz im Laufe des Nachmittags, am Ende waren außer uns noch sechs andere Womos dort. Und es gab volles Camperprogramm von Sonnenbädern auf den Campingstühlen bis zu gespannten Wäscheleinen neben der Bushaltestelle… Als wir den Platz als zweite erreichten, stellten wir uns in eine etwas entfernte Ecke, nahmen kurz Kontakt zu den schon anwesenden Campern auf und packten ansonsten nichts weiter aus. Uns ist Norwegen momentan viel zu voll, gute und v.a. ruhige Stellplätze gibt es für Ingos Größe so gut wie gar nicht und mit dem oft anzutreffenden Campingverhalten auf „freien“ Stellplätzen können wir nichts anfangen. Wir hoffen, dass es Richtung Norden leerer wird. Natürlich tragen auch wir zur Fülle in diesem Land bei, vielleicht noch ein Grund mehr, warum wir Finnland unter Umständen früher erreichen als geplant…

Dem bisherigen Muster folgend, auf ein paar Stunden Sonne folgt unweigerlich mindestens ein Regentag, fuhren wir am nächsten Tag bei fiesem Nieselwetter eine landschaftliche Traumstraße Richtung Norden. Die Fv 520 führt bis auf ca. 900 m Höhe durch tolle Natur, vorbei an kahlen Felsen, kleinen Seen, vereinzelten Hütten und immer wieder Schneefeldern.

Von der Umgebung unseres Stellplatzes am Svartavatnet Stausee auf 840 m ü.NN sahen wir leider nicht viel, es regnete den gesamten Tag aus tief hängenden Wolken bei ca. 7°C. Aber Lui war glücklich – endlich wieder Schnee !

Wie bisher meistens war das Wetter am folgenden Morgen etwas freundlicher und die zweite Etappe der kleinen Bergstraße damit sehr viel schöner zu fahren – wenn auch nicht weniger anspruchsvoll.

Unwesentlich besser und breiter ausgebaut ging es weiter nach Norden entlang des Sørfjords, einem Seitenarm des Hardangerfjords. Überraschend war, dass fast alle Hänge mit Obstbäumen bepflanzt sind, das hätten wir im kalten Norwegen so nicht erwartet.

Für uns ergab sich in der Gegend das Problem des Übernachtungsplatzes. Links Wasser, rechts Berge und keinerlei Wege oder versteckte Parkplätze. Direkt an der Straße wollten wir auf keinen Fall übernachten und weiterfahren auch nicht. Auch Lui zuliebe sind wir schließlich auf einem kleinen Campingplatz gelandet. Auf dem Ringøy Gard standen wir inmitten von Obstbäumen direkt am Fjord mit Sicht auf die Hardangerbrücke.

Am nächsten Morgen fuhren wir über die Brücke nahtlos in einen Tunnel und dort in einen Kreisverkehr. So etwas hatten wir noch nie gesehen, auf jeden Fall ein spannendes Verkehrsbauwerk.

Die folgende Etappe war relativ kurz, Wäsche waschen stand auf dem Programm. Da wir in Norwegen bisher noch keinen Waschsalon ausmachen konnten, blieb nur noch einmal ein Campingplatz. Die Route über die E16 führte vorbei an unzähligen Wasserfällen, durch breite Täler und über einen winterlichen Bergkamm.

Unser Ziel war Vik, ein malerisches Städtchen am Søgnefjord.

Bekannt ist der Ort v.a. durch die Stabkirche Hopperstad, erbaut um 1140 und eine der ältesten Stabkirchen Norwegens. Aber auch weil er Heimat des berühmten (berüchtigten) „Gamalost“, bzw. “Gammelost“ ist, einem Sauermilchkäse, der längere Zeit ohne Kühlung auskommt und nicht besonders appetitlich aussieht. Wir haben von einer Verkostung abgesehen…

Für Midsommer suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen und fuhren über die Fv5 zum Fjaerlandsfjord. Die Straße war wider Erwarten top ausgebaut, führte (wie immer) entlang toller Landschaften und das Wetter passte zur Abwechslung auch.

Unser Ziel, der Bøyen Camping, liegt umgeben von Bergen und in der Nähe von zwei Gletschern, deren Ausläufer bis an den Fjord heranreichen. Die Besichtigung verschoben wIr auf den nächsten Tag, für uns stand Teil 2 der Wasch-Aktion auf dem Programm. Wenn schon mal die Sonne scheint, muss man das ausnutzen…

Direkt nebenan befindet sich das Norsk Bremuseum (Gletschermuseum). Von außen ein interessanter Bau, auf den Besuch verzichteten wir allerdings zu Gunsten eines Spaziergangs ?

Nachdem für morgen wieder Regen vorhergesagt ist, werden wir den längsten Tag des Jahres umso mehr genießen – Sonnenuntergang ist heute um 23.19 ??.

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Annette
Annette
1 Jahr zuvor

diese Fotos!! so schön!!! DANKE!…..von dem Regen würden wir hier in Berlin und bestimmt auch die Brandenburger gerne was abnehmen 🙂 aber wie hast Du im letzten Bericht geschrieben…irgendwas is ja immer 😀

Chris
Chris
1 Jahr zuvor

Moin, dem Museum fehlt aus unerklärlichen Gründen ein Bohrkern und damit haben sie eine Lücke von 10.000 Jahren in ihrer Gletschereisforschung. Woher ich das so genau weiß? …ich hab´da eine Erinnerungslücke…Whisky/Gletschereis…so was in der Art…ist aber verjährt.Wetter…durchhalten und sucht Euch Gegenden ohne Tourimagneten wie Geiranger/Atlantikvein oder Trollstign, den wollt Ihr mit Eurem Trum nicht wirklich in der Saison fahren, wenn doch , dann morgens um 6.00h. Wir drücken die Daumen das Euch der Zauber dieses Landes noch infiziert…Finnlands Mücken können noch warten.
Alles wird gut
Birgit&Chris

Michael
Michael
1 Jahr zuvor

SUPER Bilder. Danke. Wir wünschen weiterhin gute Fahrt.

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