Ein Tag Pause mitten im nirgendwo neben dem Great Salt Lake. Zeit, mal wieder mit der Drohne zu spielen.

Unsere Route:

Dienstag, 05.09.2023

Wir genossen die Ruhe, erkundeten ein bisschen die Umgebung, halfen einem Motorradfahrer dreimal, seine im Gelände umgekippte BMW 1200 GS wieder aufzurichten (der Arme war nach 7 Stunden Fahrt völlig erledigt) und übten mit der Drohne.

Ansonsten war es der Tag der Kleintier-Sichtungen. Zuerst liefen uns ein paar gehörnte Kurzschwanz-Eidechsen über den Weg.

Nicht besonders hübsch, aber auch nicht weiter tragisch. Anders sah es mit der zweiten Begegnung aus. Bei der Rückkehr vom Spaziergang saß eine Tarantel neben dem Hinterrad. Nichts für eine Spinnen-Phobikerin wie mich, deshalb auch keine Fotos von dem Viech…

Mittwoch, 06.09.2023

200 Km geradeaus durch die immer gleiche Wüste Nevadas über einen der angeblich einsamsten Highways des Staates, es gibt abwechslungsreiche Streckenführungen.

Immerhin bewegten wir uns aber auf historischem Boden, wir fuhren über den ehemaligen Pony Express Trail. Von 1860 bis 1861 war der Postdienst Insgesamt zwei Jahre lang sehr erfolgreich, bevor die Erfindung des Telegraphen dem Unternehmen das Genick brach.

Und trotzdem fanden sich 80 Reiter für die 500 Pferde… 😳

Kurz vor dem Great Basin Nationalpark fanden wir einen schönen und abgelegenen Stellplatz. Auch hier gab es ein nicht besonders sympathisches und kamerascheues Kleintier, der aufgescheuchte Skorpion zog sich sehr zügig zurück… Die gelegentlichen Schüsse in der Umgebung hörten relativ schnell auf, die Kojoten, Schafe und Kühe in der Nähe beruhigten sich irgendwann und es wurde eine herrlich ruhige Nacht.

Donnerstag, 07.09.2023

Der Great Basin Nationalpark ist bestimmt sehr schön und sicher auch interessant, leider aber für große Fahrzeuge völlig ungeeignet. Das Herzstück des Parks, die Panoramastraße auf den knapp 4.000 m hohen Wheeler Peak ist nur für Fahrzeuge bis 24 ft zugelassen (Ingo ist 30 ft lang), zwei der anderen drei Straßen in den Park sind zu eng und bieten keine Wendemöglichkeiten. Es blieb eine kurze Schotterpiste zum „Baker Creek Trailhead“, Ausgangspunkt einer 6 Km langen Wanderung. Der Trail führte mehr oder weniger ständig ohne Aussicht durch den Wald und war zeitweise dank fehlender Beschilderung und nicht existierender Wege (obwohl auf der Karte eingezeichnet) eher ein Orientierungslauf. Für uns war der „Great Basin“ ein Flop und den Umweg nicht wert.

Wir entschieden uns dazu, die 45 Km wieder zurück zu unserem alten Stellplatz zu fahren und die nächsten Tage zu planen. Ab Sonntag hatten wir für zwei Nächte einen Stellplatz in Las Vegas gebucht.

Freitag, 08.09.2023

Wir näherten uns in kleinen Schritten Las Vegas. Nach nur knapp 100 Km suchten wir uns ein Zwischenquartier und wurden mal wieder auf BLM Land fündig. Etwas abseits des so gut wie gar nicht befahrenen Highway stellten wir Ingo auf ein großzügiges Areal zwischen Wacholderbäume und verbrachten den restlichen Tag mit Service und Hausarbeit. 

Vielleicht lag es an der Gegend, aber seit Labour Day war es überall spürbar leerer, auch hier waren wir mutterseelenallein. 

Samstag, 09.09.2023

Seit drei Tagen fuhren wir mehr oder weniger nur geradeaus durch ebene Steppenlandschaften und plötzlich tat sich im Boden ein Canyon mit unglaublichen Felsformationen auf. Der Aussichtspunkt über die „Cathedral Gorge“ machte seinem Namen alle Ehre, für eine Wanderung durch die Schlucht war es uns mit 35°C deutlich zu heiß.

Über den „Extraterrestrial Highway“ bei Alamo (der heißt tatsächlich offiziell so) fuhren wir in die Nähe der sagenumwobenen… Na… 🤔? „Area 51“. Auf dem 100 Km2 großen militärischen Sperrgebiet werden angeblich ein in Roswell abgestürztes Ufo und die Leichen von Außerirdischen versteckt und untersucht – und das seit 1947…

Am 20.09.2019 rief ein Student über Facebook zum Sturm auf das Gelände auf. Obwohl sich knapp 3,5 Mio. Menschen interessiert gezeigt bzw. ihr Erscheinen zugesagt hatten, kamen am Schluß nur ca. 2.000 Menschen, mit der Erstürmung wurde es nichts, das Geheimnis um die Aliens besteht also weiterhin. Der Student war über den Ausgang der Aktion nicht unbedingt traurig, das FBI interessiert sich seither trotzdem für ihn…

Ein paar Kilometer weiter erreichten wir den „Upper Pahranagat Lake“, an dessen Ufer sich ein kostenloser Campingplatz befindet. Zwar direkt an der Straße, aber mit schattenspendenden Bäumen. Bei mittlerweile 38°C konnte man dafür den leichten Verkehrslärm locker in Kauf nehmen.

Sonntag, 10.09.2023 bis Dienstag, 12.09.2023

Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren reservierten Stellplatz auf dem einzigen Camping-, bzw. Wohnmobilstellplatz auf dem sog. Strip in Las Vegas. Das ursprünglich 1968 eröffnete Casino „Circus Circus“ wurde 1972 um ein Hotel erweitert, 1979 kam der Wohnmobilstellplatz dazu. Und genau so wirkt das Ganze auch… Etwas heruntergekommen und unmodern, v.a. im Vergleich mit den vielen anderen Prunkbauten. Für uns war es trotzdem OK, die Lage hätte nicht besser sein können, in 15 Minuten waren wir zu Fuß im Zentrum des Geschehens.

In Las Vegas, einer der am schnellsten wachsenden Städte der USA, leben über 640.000 Menschen. Jährlich über 40 Mio. Touristen sorgten schon 2017 für einen Jahresumsatz von ca. 60 Milliarden Dollar, die Casinos alleine haben einen Gesamtumsatz von 4,4 Milliarden Dollar/Jahr. Die Hotel-Resorts übertreffen sich gegenseitig an Größe, Architektur und in unseren Augen z.T. völlig überzogenen Attraktionen. Im „Venetian“ kann man unter der Rialto Brücke Gondel fahren, im „Paris“ auf dem Eiffelturm einen Drink nehmen, im „Mandalay Bay“ ein Aquarium mit Riesen-Meeresbewohnern besuchen, vor dem „Bellagio“ gigantische Wasserspiele ansehen, um die Skyline des „New York-New York“ mit einer Achterbahn fahren und und und…

Besonders schön fanden wir das „Excalibur“. Das hatten wir so ähnlich schon einmal von einem ziemlich exzentrischen privaten Bauherrn in Griechenland gesehen.

Tagsüber wirken die riesigen Casino-Hotel-Shoppingcenter-Komplexe noch mehr fehl am Platz als nachts, wenn sich die Menschenmassen durch die unglaublich lauten und flackernden Straßen und Casinos schieben.

Interessant fanden wir das „alte Las Vegas“. Das sog. Downtown umfasst nur ein paar Straßenzüge, liegt ein paar Kilometer nördlich des Strips und wirkt wie aus der Zeit gefallen. Unseren Vorstellungen von Spielhöllen, Tänzerinnen und ein bisschen Mafia entsprach das viel mehr als die dekadenten Paläste auf dem Strip.

Mit der Formulierung „muss man gesehen haben“ tun wir uns immer sehr schwer, Las Vegas kommt dem aber sehr nahe. So viel architektonischer Irrsinn auf einem Haufen dürfte auf der Welt einmalig sein und ist unserer Meinung nach einen Besuch wert. Nach zwei Tagen reichte es uns aber auch, es zog uns wieder in die Natur und v.a. Ruhe.

Dienstag, 12.09.2023

Etwas weiter südlich fanden wir in der Mojave Wüste einen schönen Platz auf einem völlig leeren BLM Campingplatz. Bei 39°C Außentemperatur kam mal wieder der Generator zum Betrieb der Klimaanlage zum Einsatz, auf die Besichtigung des nahe gelegenen Afton Canyon verzichteten wir zu Gunsten von sitzenden Aufenthalten im Schatten.

Mittwoch, 13.09.2023

Ein paar Kilometer weiter westlich erreichten wir bekannte Gefilde. In Barstow waren wir im Februar schon einmal, damals wie heute nutzten wir den mexikanischen Truck Wash, Ingo hatte es bitter nötig. Es folgte eine längere Wifi Sitzung bei Starbucks (teuer, kein besonders guter Kaffee, aber schnelles internet…), bevor wir nördlich der Stadt wieder zum Owl Canyon Campground fuhren, auf dem wir vor ein paar Monaten schon einmal zwei Nächte verbracht hatten. Dieses Mal waren wir allein auf weiter Flur, ein Zustand, den wir seit Labour Day öfter haben.

Am 22.09. haben wir eine Campingplatz-Reservierung im 450 Km entfernten Sequoia Nationalpark, Zeit genug um erneut eine zweite Nacht auf diesem ruhigen Platz zu verbringen.

5 2 votes
Article Rating
Author

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
neueste
älteste meiste Bewertungen
Inline Feedbacks
View all comments
Tanja und Gunnar
Tanja und Gunnar
1 Jahr zuvor

Wieder so schöne Bilder, tolle Eindrücke, das Lesen ist immer eine kleine Auszeit.

Chris
Chris
1 Jahr zuvor

Guten Morgen,
draußen ist es dunkel und angenehm kühl, dazu frischer Kaffee und Weltreiselektüre, der Tag kann kommen 🙂
Pony Express, skurrile Schluchten, Area 51 und Las Vegas…..boahhhh, alle Klischees über die USA erfüllt, in einem Beitrag, Respekt. Wir bleiben gespannt….
go ahead
Birgit&Chris

Translate »