Eigentlich sollte es wieder ein Stausee als Zwischenstopp werden, klappte aber leider nicht…

Nicht nur, dass der Uferbereich des kleinen Sees südlich von Diyabakır übersät war mit Glasscherben und Müll, der Untergrund war durch den Regen auch extrem matschig.

Profil ? Was für ein Profil ?

Das Ganze gefiel uns gar nicht und wir fuhren weiter bis kurz hinter Mardin, zum Deyrulzafaran Süryani Manastırı, einem syrisch-orthodoxen Kloster aus dem 5. Jhd., das heute nur noch von zwei Mönchen bewohnt wird.

Wir parkten Ingo gegenüber des Klosters am Straßenrand und gerade als wir uns am späten Nachmittag auf den Weg zur Besichtigung machen wollten, fuhren nacheinander drei Reisebusse auf den Parkplatz. Und das eine Stunde vor Toresschluss… Das war uns definitiv zu voll und wir verschoben unseren Besuch auf den nächsten Morgen.

Von der sehr schönen und gepflegten Anlage ist leider nur ein kleiner Teil für die Öffentlichkeit zugänglich, aber interessant war es trotzdem, v.a. weil christliche Klöster in der Türkei ja eher selten sind. Nach Bezahlung der umgerechnet € 1,50/Person erkundeten wir die Anlage auf eigene Faust, der Führer konnte nur türkisch…

Wir näherten uns der syrischen Grenze auf ca. 10 Km, bevor wir nach Westen und tiefer ins Landesinnere abschwenkten. Auf den Verkehrsschildern war aber „komischerweise“ nur der sehr viel weiter entfernte Irak angeschrieben.

Was folgte, war mal wieder eine lange Etappe durch langweilige Landschaften. Es ist nicht leicht, geeignete Stellplätze zu finden und so fuhren wir wieder in den Pinienwald bei Göbelki Tepe, nahe Şanlıurfa. Bekanntes Terrain (keine Menschen, keine Hunde, kein Lärm) und den Supermarkt für den Einkauf am nächsten Tag kannten wir auch schon.

Der Weg nach Westen führte uns bis kurz vor Gaziantep, an den Birecik Barajı Gölü. Mal wieder ein Stausee, diesmal aber mit Ausgrabungsstätte und Restaurant. Die antike Stadt Zeugma aus dem 3. Jhd. v. Chr. fiel im Jahr 2000 dem Staudammprojekt zum Opfer. Viele der gut erhaltenen Mosaiken wurden im Zuge einer Notausgrabung nach Gaziantep in ein dafür neu errichtetes Museum gebracht. Teile der Villa des Dionysos stehen am Ufer des Stausees in einem extra dafür errichteten Gebäude, das v.a. die Mosaiken vor Umwelteinflüssen schützt.

Nach Rücksprache durch die Security des Areals bei der anwesenden Jandarma durften wir die Nacht auf dem Parkplatz des dazugehörigen Restaurants verbringen. Das Abendessen fiel leider flach, das Restaurant hatte saisonbedingt geschlossen, aber Kaffee und Kuchen gab es noch und unsere Wassertanks konnten wir auch füllen ?.

Nachdem die letzten Besucher gefahren waren, verbrachten wir eine ruhige und ungestörte Nacht und machten uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Gaziantep.

Nach einem Einkaufsstopp mitten in der 2,1 Mio-Stadt ? erreichten wir unser Ziel, den etwas außerhalb liegenden kostenlosen WoMo-Stellplatz. Nicht der schönste Ort, neben 24 Einheitsbungalows, mit dauerbellenden Hunden und einem total nervigen Stromgenerator, aber super nettem Personal und der Möglichkeit, umsonst Wäsche zu waschen. Danke Gaziantep ! ?

Noch eine Anmerkung zu unserem oben erwähnten Einkauf: Das Hauptaugenmerk lag auf der Beschaffung von Bier und Wein. Seit Mitte Oktober war das die erste Möglichkeit, unsere Alkoholvorräte wieder aufzufüllen. Je weiter man nach Osten fährt, desto schwieriger bis unmöglich wird es. In den Supermärkten gibt es keinen Alkohol und die staatlichen Spirituosen-Geschäfte (Tekel Bayii) haben alle geschlossen. Natürlich alles kein Drama, trotzdem schön wenn man einen gewissen Vorrat an Bord hat ?.

Nach einer nicht so besonders erholsamen Nacht machten wir noch einmal einen kurzen Halt in Gaziantep, der Stadt, in der die Baklava erfunden wurde. Die berühmte Süßigkeit aus in Honig eingelegtem Blätterteig war der ideale Geburtstagskuchen, in diesem Fall gefüllt mit Pistazien aus der Region.

Den Tag und die Nacht verbrachten wir nach einer relativ kurzen Etappe am Tahraköprü Barajı, einem kleinen Stausee einen Steinwurf von der syrischen Grenze und ca. 70 Km vom Mittelmeer entfernt. Unsere Erfahrungen mit Stauseen sind gut – auch hier hatten wir einen netten Platz, von kleinen Bergen umgeben und direkt am See.

Insgesamt ein schöner Geburtstag bei sonnigen 25°- irgendwie angenehmer als das typische Novemberwetter der letzten 50 + X Jahre in Deutschland ?.

Der nächste Tag begann mit Kultur. Wir besuchten das nahe gelegene Freilichtmuseum in Yesemek mit der größten antiken Steinmetzwerkstatt des nahen Ostens. Zu besichtigen sind die Skulpturen einer Bildhauerwerkstatt aus hethitischer Zeit (Mitte des 14. Jhd.v.Chr.) und wir hatten das Glück, eine Privatführung durch einen der Studenten zu bekommen, der an der laufenden Ausgrabung beschäftigt war.

Aus den dann geplanten 70 Km an die Küste wurde am Ende ungefähr das Doppelte. Der zweite Teil auch noch auf kleinteiligen Straßen durch Mini-Ortschaften und endlosen Obst-und Gemüseanbau…

Oft erkennt man schon am Ortseingang, wovon die jeweilige Stadt lebt…

Vielleicht liegt es an uns und unseren Ansprüchen an geeignete Übernachtungsplätze, aber der erste angelaufene Ort war nicht unser Ding. Ein kleiner Strand zwischen Zement- und Kraftwerk, sehr gut besucht, laute Musik und relativ viele bewohnte kleine Hütten direkt neben dem Parkplatz. Wir fuhren weiter in den Yumurtalık Lagünü Milli Parkı und landeten bei einem kleinen Geheimtipp- lt. ein paar Einheimischen kennen das Gebiet nur Türken. Ein schöner, ellenlanger Strand am Ende einer Sandpiste und von ein paar Anglern abgesehen völlig einsam.

Das Ganze war so erholsam dass wir noch eine Nacht länger blieben und mal wieder einen Ruhetag einlegten. Außer ein bisschen Service an und in Ingo und Spaziergängen am Strand taten wir gar nichts. Noch nicht einmal vernünftige Fotomotive suchen, vor die Linse kamen nur unsere Spuren im Sand ?????

Unser Schlaf in der zweiten Nacht wurde leider gegen 3.00 durch fünf Angler unterbrochen, die genau hinter Ingo ihr Auto ausrichteten, ihre Angeln und Zubehör positionierten und sich v.a. über all das lautstark unterhielten. Es leben Oropax, bzw. Uwes guter Schlaf ?.

Da der weitere Küstenabschnitt Richtung Westen sehr dicht besiedelt und bebaut war, flüchteten wir wieder ins Landesinnere an… na ?… Richtig ! Einen Stausee ?.

Vorbei an (mal wieder) ein paar Flüchtlingslagern fanden wir nördlich von Adana einen netten Platz neben einer völlig unbefahrenen Schotterpiste oberhalb des Sees. Zwar hatten wir keine Aussicht, dafür aber unsere Ruhe. Das einzige was in der Ferne ab und an zu hören war, waren der unvermeidliche Muezzin, die üblichen bellenden Hunde sowie die Schakale.

Wir machten einen kurzen Schwenk an die Küste, um in Erdemli eine Wäscherei anzulaufen. Unser Weg führte vorbei an endlos wirkenden Hochhaussiedlungen. Es war kaum zu erkennen, wo die eine Stadt endete und die nächste begann. Kein schönes Bild, aber diese Art des Städtebaus begleitet uns schon durch die gesamte Türkei. Jede halbwegs ernst zu nehmende Stadt hat einen Hochhausgürtel.

Zum Übernachten entfernten wir uns wieder vom Meer und fuhren in die Berge. Auf ca. 1.400 m Höhe fanden wir einen Stellplatz für den zweiten Blick. Das „Cedrus Life“ ist eine Picknick-, Veranstaltungs- und Freizeitanlage mit dem Hauptaugenmerk offensichtlich auf Hochzeiten. Ingo stand mitten zwischen Picknicktischen und Gebäuden auf der Tanzfläche vor der Moschee.

Alles nett und liebevoll gemacht, aber eigentlich nicht unsere bevorzugte Art von Stellplatz. Hinter den ganzen Einrichtungen tat sich allerdings ein riesiges Waldgebiet auf, mit einem Aussichtspunkt am Ende, der romantischer nicht hätte sein können ?.

Die Betreiber waren wahnsinnig freundlich und hilfsbereit, das Abendessen im dazugehörigen Restaurant war super lecker und die „Hofhunde“ hörten auch irgendwann auf zu bellen. Alles in allem ein netter Platz !

Aus den eher kalten Bergen fuhren wir wieder an die deutlich wärmere Küste. Wir fanden einen einsamen Platz an einem endlosen Strand zwischen dem Meer und einer Lagune, bei klarer Sicht hätten wir Zypern sehen können. Leider war es sehr windig, was unser Strandleben sehr einschränkte – den Sundowner genehmigten wir uns dann doch eher in Ingo…

Unsere weitere Route orientiert sich zunächst an der Küste, wir lassen uns ein bisschen treiben und hoffen auf schöne Strandplätze.

Die Hälfte unserer Zeit in der Türkei ist tatsächlich schon vorbei, mal sehen was noch kommt !

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